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Stadtmensch Joan-Hendrik Rüschkamp

Ein Pionier der ersten Stunde

Joan-Hendrik Rüschkamp: E-Mobilität, autarke Energieversorgung und Cittaslow – das ist sind seine Herzensangelegenheiten

Alles begann, als Joan-Hendrik Rüschkamp 1986 zu Besuch auf dem Genfer Automobilsalon war. Da stellte ein Münchener Ingenieurbüro den Öko-Leo vor. „Das Ding hat mich begeistert und das Thema E-Mobilität hat mich nicht mehr losgelassen“, erinnert sich der Inhaber der Autohäuser Rüschkamp. 



Wir sitzen in seinem Büro im Autohaus in Lüdinghausen. Unter dem Tisch Jagdhündin Lucy, die friedlich schläft und zwischendurch mal mit einem Auge aufschaut.

„Das E-Auto war für mich die Symbiose aus Biologie und Ökonomie – letzteres wollte ich eigentlich mal studieren“, erzählt Rüschkamp weiter. Bereits 1989 fing er an, im eigenen Autohaus für das Thema zu sensibilisieren. In der Zeit kaufte er auch sein erstes E-Auto. Er ist ein Pionier der ersten Stunde.

 

In den 90ern belächelt

„Anfang der 90er Jahre kam der Hotzenblitz auf, den wir auch bei uns verkauften. Das war 30 Jahre vor Tesla“, erzählt Hendrik Rüschkamp. „Thomas Gottschalk fuhr damit durchs Fernsehstudio. Und viele Physiker sagten: E-Mobilität – das geht. Aber es gab große ökonomische Kräfte, die die Weiterentwicklung verhindert haben. Es passte einfach nicht in das Geschäftsmodell der Energieversorger. Wäre man damals am Ball geblieben, müsste man heute nicht so hinterlaufen“, erklärt Rüschkamp. 1992 startete auch die „Tour de Ruhr“: Freunde der Elektromobilität fuhren mit ihren Gefährten durch das Ruhrgebiet, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Auch Joan-Hendrik Rüschkamp war dabei, er hatte die Tour mitinitiiert. „Damals wurden wir noch belächelt“, erzählt der Lüdinghauser.

 

enomo

Heute ist das Thema aktueller denn je. Und Rüschkamp hat nie lockergelassen. 2017 gründete er enomo – ein Netzwerk regionaler Fachbetriebe, das sich dem technischen Wandel und den erneuerbaren Energien verschrieben hat. enomo berät Kunden bei allen Fragen zur persönlichen Energiewende: ob es um die eigene Wallbox geht, um das passende Elektroauto oder um eine Photovoltaikanlage. enomo vermittelt auch die passenden Fachbetriebe vor Ort und unterstützt dabei, Fördermittel zu beantragen. „Bei dem Projekt geht es um Elektromobilität und Stromautarkie. Wir informieren bei enomo auch umfassend darüber“, erklärt Rüschkamp. Den Namen enomo habe er übrigens gewählt, weil er großer Fan des Buches „Momo“ von Michael Ende sei.

 

Autobatterie gibt Strom ab

Die neueste Entwicklung ist das bidirektionale Laden: eine Autobatterie, die Strom auch wieder abgeben kann. Das E-Auto kann tagsüber überschüssigen Strom, etwa aus der Photovoltaik-Anlage, speichern und bei Bedarf wieder zurückgeben – an ein elektrisches Gerät, ins Haus- oder Stromnetz. Der Lüdinghauser fährt bereits ein Auto, das das kann.

Aber ein E-Auto ist doch immer noch sehr teuer, oder? Dem setzt Rüschkamp entgegen: Die Preise seien bereits gesunken, es gebe eine Förderung für E-Autos, das Laden sei deutlich günstiger als Diesel oder Benzin zu tanken und auch die Wartungskosten seien viel niedriger als bei einem Verbrenner. „Bei einem E-Auto werden rund 100 Teile weniger verbaut, es gibt keinen Auspuff, kein Öl, keine Kupplung und man muss kaum noch bremsen. Man muss also viel seltener in die Werkstatt“, erklärt Rüschkamp. „Vom Umweltgedanken einmal ganz abgesehen.“

 

Einzigartige Stadtkultur erhalten

Neben der Energiewende ist „Cittaslow“ eine Herzensangelegenheit des Lüdinghausers. Alles fing an, als er einen Aufsatz las: „Ist das das Leben, das wir unseren Kindern wünschen?“  Darin war von Carlo Petrini die Rede. Der Italiener hatte in den 80er Jahren dagegen protestiert, dass sich Mc Donalds an der spanischen Treppe in Rom niederlässt. Die Geburtsstunde der Slowfood-Bewegung. „Und genau das wünsche ich mir für Lüdinghausen auch. Cittaslow - das ist der Versuch, die individuelle, einzigartige Stadtkultur nicht aussterben zu lassen und ein Plädoyer für Diversität, dass die eine Stadt nicht aussieht wie die andere. Es geht um Wertschätzung für die Einzigartigkeit einer Stadt.“

Rüschkamp gründete mit Martin Bußkamp, dem damaligen Geschäftsführer von Lüdinghausen Marketing einen Arbeitskreis und gemeinsam mit vielen Lüdinghausern wurde die Zertifizierung Lüdinghausens als Cittaslow vorbereitet. Seit 2007 ist Lüdinghausen offiziell Cittaslow-Stadt. „Ich wünsche mir, dass der Cittaslow-Gedanke hier noch greifbarer wird. Dass man die Schneckenorte (die Schnecke ist das Cittaslow-Symbol) sehen, erfassen und erleben kann. Dass die Bürger wissen: Was ist eigentlich Cittaslow?

Für ihn selbst sei die Stever das Sinnbild des Cittaslowgedanken. „Wir haben in unserer Stadt über 50 Brücken, die über die Stever führen. Wenn man sich mal ein paar Minuten Zeit nimmt und den Lauf des Wassers beobachtet – das ist die Entdeckung der Langsamkeit. Das ist Entschleunigung.“ Nadine Wenge

 

200 Jahre Rüschkamp

Fotomaterial und mehr gesucht

Fotos Das Autohaus Rüschkamp feiert im Jahr 2025 200-jähriges Jubiläum und möchte die Firmengeschichte in einer Wanderausstellung präsentieren. „Die Firmengeschichte ab 1931 ist gut dokumentiert, aber über die ersten 106 Jahre wissen wir kaum etwas“, sagt Joan-Hendrik Rüschkamp. Er bittet die Bürger von Lüdinghausen und Umgebung um Mithilfe: „Bitte melden Sie sich im Autohaus, wenn Sie Fotos, Zeitungsausschnitte oder Maschinen von uns haben.“ Rüschkamp ist telefonisch (02591/797910) und per Mail zu erreichen: jhr@autohaus-rueschkamp.de